Gesundheit von ASS-Betroffenen

Körperliche Gesundheit

Es gibt nur begrenzte Untersuchungen zur körperlichen Gesundheit von Erwachsenen mit ASS. Eine kürzlich durchgeführte retrospektive Überprüfung der Gesundheitsakten (1.507 Erwachsene mit ASS und 15.070 Erwachsene ohne ASS) ergab jedoch, dass Erwachsene mit ASS signifikant häufiger an psychischen Störungen erkrankt waren. Unter anderem in den Bereichen Depression, Angst, bipolare affektive Störung, Zwangsstörung [OCD], Psychose. Weitere Gesundheitsprobleme wie Schlaf-, Immun- und gastrointestinale Störungen [GI], Fettleibigkeit, Hyperlipidämie, Bluthochdruck, Krampfanfälle, zerebrovaskuläre Unfälle und Parkinson-Krankheit waren ebenfalls häufiger vorhanden.

In ähnlicher Weise wurden bei kleineren Stichproben bei Erwachsenen mit ASS höhere Raten von Bluthochdruck und Allergien, jedoch niedrigere Raten von sexuell übertragbaren Krankheiten, Rauchen und Alkoholmissbrauch festgestellt. Wichtig ist, dass bei Erwachsenen mit ASS die gleichen Risiken für die Entwicklung häufiger und behandelbarer Erkrankungen wie bei der Allgemeinbevölkerung bestehen: Hypothyreose, Hyperlipidämie, Verstopfung und Harninkontinenz.

Bei jungen Erwachsenen mit ASS wurden grössere Gesundheitsschäden festgestellt, wodurch sie im späteren Leben einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, an Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs zu erkranken.

Forschung

Insgesamt gibt es einen Mangel an Forschungsbemühungen in Bezug auf die körperliche Gesundheit von Erwachsenen mit ASS.

Krankheiten

Die drei häufigsten Krankheitsbereiche bei Menschen mit ASS sind: Schlafprobleme, GI-Probleme und Epilepsie.

Schlafprobleme

Schlafstörungen treten häufig bei Kindern mit ASS auf und umfassen in der Regel Schlafstörungen und nächtliches Aufwachen. Schlafstörungen bei Erwachsenen mit ASS wurden bisher nur wenig untersucht, obwohl vorläufige Hinweise auf subjektive Schlaflosigkeit und polysomnographische Befunde zu erhöhter Schlaflatenz und Nachtaufwachen vorliegen. Es wird vermutet, dass Anomalien in Melatoninproduktion zu Schlaflosigkeit und Schlafstörungen beitragen können. Auch weitere gesundheitliche Variablen wie Medikamenteneinnahmen, Fettleibigkeit, Epilepsie, GI-Probleme, Stimmungsschwankungen und Angstzustände können dazu beitragen, dass Menschen mit ASS schlecht schlafen.

Es gibt erste Hinweise darauf, dass Melatonin bei der Behandlung von Schlaflosigkeit bei ASS-Kindern wirksam sein können. Es sollten jedoch zusätzliche  Schlafuntersuchungen und Behandlungsversuche vor allem auch bei ASS-Erwachsenen durchgeführt werden, damit diese Hinweise erhärtet werden können.

Magen-Darm-Erkrankungen

Magen-Darm-Erkrankungen sind eine der am häufigsten gemeldeten gesundheitlichen Bedenken bei Kindern mit ASS, obwohl die Prävalenzraten und Behandlungsoptionen noch unzureichend verstanden werden. Bei Erwachsenen gibt es nur wenige spezifische Untersuchungen zu gastrointestinalen Störungen. Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse ergab, dass ASS-Kinder im Vergleich zu Kindern ohne ASS ein dreifach erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Störungen aufweisen.

Ernährung- und Essprobleme bei ASS-Kindern sind fünfmal häufiger und können zu Magen-Darm-Problemen führen. ASS-Betroffene neigen dazu, eine teils sehr begrenzten Auswahl an Speisen und Lebensmittel zu essen. Das führt zu einer einseitigen und schlechten Ernährung.

Epilepsie

Viele Studien berichten, dass Menschen mit ASS ein erhöhtes Epilepsierisiko haben, obwohl die Raten zwischen 2% und 46% sehr stark variieren. Diese Variabilität kann teilweise auf methodische Unterschiede zurückzuführen sein, einschliesslich der Einschlusskriterien für die Studie und der Genauigkeit der Diagnose von ASS und Epilepsie. In einer kürzlich erschienenen Übersicht wurden das weibliche Geschlecht und generelle Lernbehinderungen als Risikofaktoren für Epilepsie bei Menschen mit ASS identifiziert. Bisher sind mit ASS keine besonderen Anfallsarten assoziiert, und es liegen keine Behandlungsberichte zur Behandlung von Anfällen bei Menschen mit ASS vor. Es ist empfehlenswert , dass Menschen mit ASS und  epileptischen Anfällen zur Überprüfung an die Neurologie verweisen wird.

Psychische Gesundheit

Obwohl die psychischen Gesundheitsbedürfnisse von Erwachsenen mit ASS weniger gut charakterisiert sind als die von Kindern, gibt es Hinweise darauf, dass Erwachsene mit ASS signifikant häufiger psychische Gesundheitsprobleme haben, inklusive teils starke Stimmungsschwankungen und Angststörungen, OCD, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie psychotische Störungen. Solch psychische Gesundheitsprobleme findet man in jedem Alter sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Darüber hinaus können Menschen mit ASS bestimmte kognitive Anomalien aufweisen, darunter schlechte Planung, Entscheidungsfindung, Timing und motorische Probleme, welche sich nachteilig auf ihre alltäglichen Fähigkeiten auswirken können.

ADHS

Probleme mit der Aufmerksamkeit kommen bei Menschen mit ASS häufig vor. Es wird vermutet, dass Aufmerksamkeitsprobleme Teil des kognitiven Phänotyp von ASS sind und signifikante Auswirkungen auf die Diagnose und das Management von ASS und den damit verbundenen psychischen Gesundheitsproblemen haben. Nach den Richtlinien von DSM- IV und ICD-10 kann bei einer Person mit ASS keine ADHS diagnostiziert werden. Es wird jedoch zunehmend anerkannt, dass ADHS bei Menschen mit ASS möglich ist und von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter anhält. Darüber hinaus sind sich Erwachsene mit ASS selber bewusst, dass sie Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit haben, und bewerten ihre ADHS-Symptome auch entsprechend positiv.

Es gibt Beweise dafür, dass Kinder mit ASS und komorbider ADHS durch eine Behandlung von ADHS profitieren können, einschliesslich mit Stimulanzien, Atomoxetin und psychologischem Management. Allerdings reagieren einige junge Menschen mit Asperger-Syndrom schlecht auf ADHS-Medikamente oder müssen erhöhte Nebenwirkungen in Kauf nehmen.

Aufgrund der bislang begrenzt verfügbaren Evidenz basiert das aktuelle Wissen hauptsächlich auf klinischem Experten-Konsens. Wenn ADHS bestätigt wird, wird ein kurz wirksames Methylphenidat als pharmakologische Erstbehandlung von ADHS bei jungen ASS-Menschen empfohlen. Diese Erstbehandlung muss aber sehr gut durch die Spezialisten überwacht werden.

Nach meinem Kenntnisstand liegen noch keine veröffentlichten Erkenntnisse zur pharmakologischen oder psychologischen Behandlung von ADHS bei Erwachsenen mit ASS vor.

Aktuell gibt es eine Debatte darüber, ob Menschen mit ASD, ADHS oder kombinierter ASD und ADHS eine gemeinsame oder eine unterschiedliche Neurobiologie haben. Dies ist wichtig, da ein besseres Verständnis der kausalen Mechanismen, die bestimmten Symptomen zugrunde liegen, zur künftigen Entwicklung individueller Therapien beitragen kann.

Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Zwangsstörungen bei Menschen mit ASS

Affektive Störungen einschliesslich Depressionen, Angstzuständen und Zwangsstörungen, treten bei Erwachsenen mit ASS (bei beiden Geschlechtern) häufig auf. In Schweden zum Beispiel werden bei Erwachsenen mit ASS hohe Raten von Depression und Angstzuständen festgestellt. Von den untersuchten Männern und Frauen hatten 70% mindestens eine Episode einer schweren Depression, 50% hatten rezidivierende depressive Episoden und 50% hatten Angststörungen. In einer jüngeren retrospektiven Analyse von klinischen Beurteilung bei 474 Erwachsenen mit ASS wurde festgestellt , dass 58% mindestens eine andere psychiatrische Diagnose ( in der Regel Angststörungen, OCD (Zwangsstörungen), Depression und ADHS) aufweisen.

Trotz der hohen Raten von Angststörungen (generalisierter Angst, soziale Ängste, Phobien und OCD) bei Erwachsenen ASS-Betroffenen, werden Angststörungen oft übersehen und stattdessen als Teil des ASS Profil selber angeschaut. Eine separate Diagnose im Bereich der Angststörungen wären jedoch angebracht, damit mögliche Behandlungen möglich werden. Es gibt Hinweise darauf, dass für die Beurteilung von Zwangsstörungen validierte Beurteilungsinstrumente bei der Beurteilung von Erwachsenen mit ASS einen direkten klinischen Nutzen haben.

Jüngste Erkenntnisse

Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Erwachsene mit ASS + OCD wesentlich häufiger obsessive Verhaltensweisen zeigen als Menschen mit ASS ohne OCD. Solche Massnahmen bei Zwangsstörungen (OCD = Obsessive-Compulsive Inventory-Revised) scheinen darüber hinaus beim Screening von Erwachsenen mit ASS nützlich zu sein und können daher ein wertvolles und kostengünstiges Triage-Tool für ASS-Psychiatriedienste im Erwachsenenbereich sein.

Zwangsstörungen sind per Definition unangenehm, sehr belastend und zeitaufwändig für den Einzelnen und auch die Familie. OCD wird von der Weltgesundheitsorganisation als eine der Top-20-Ursachen bei Behinderung eingestuft. Ungenügendes Wissen und kaum vorhandene Behandlungsmöglichkeiten sind jedoch ein grosses Problem. Es gibt allerdings erste Erkenntnisse, bei denen eine angepasste, psychologische Behandlung von Zwangsstörungen bei ASS-Betroffenen ein positiven Verlauf aufgezeigt haben.

Obschon wiederholendes Verhalten für ASS charakteristisch ist, sollte man nicht davon ausgehen, dass Erwachsene mit ASS keine Zwangsstörungen oder andere komorbide (und behandelbare) Schwierigkeiten haben könnten. Wenn die vorhandene Symptomatik nicht genau diagnostiziert wird, kann dies zu einer unzureichenden Behandlung und einer erhöhten Morbidität führen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Erwachsene mit ASS häufig unter komorbiden psychischen Problemen leiden. Bisher ist der Zugriff auf ASS-Diagnosen zur Erkennung und Behandlung solcher Störungen jedoch äusserst begrenzt. Es ist daher dringend erforderlich, das Bewusstsein der damit verbundenen gesundheitlichen Probleme über die gesamte Lebensspanne von Erwachsenen zu schärfen.

Psychologisches Management

Es gibt nur wenige Studien, die die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen sowie der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) bei Erwachsenen mit ASS untersuchen. Bis heute gibt es nur eine einzige Kontrollstudie für die Behandlung von Zwangs- und Angststörungen von Erwachsenen mit ASS und eine Voruntersuchung zur ADHS bei ASS-Betroffenen. Insgesamt bleibt noch viel zu tun, damit man die wirksamsten evidenzbasierten psychologischen Behandlungen für die damit verbundenen Schwierigkeiten von Erwachsenen mit ASS bestimmen kann.

Vom Kind zum Erwachsenen

Es ist zunehmend anerkannt, dass junge Menschen mit neurologischen Entwicklungsstörungen einen geplanten Übergang in das Erwachsenenalter bekommen müssen. Es wurde allerdings nur in sehr begrenztem Umfang geprüft, wie dies am besten erreicht werden kann. Finanzierungsprobleme, unterschiedliche Ansprüche für die Betreuung und ein begrenztes Bewusstsein der Ärzte tragen zu ungenügenden Möglichkeiten bei. Junge Erwachsene mit ASS können daher zu einem wichtigen Zeitpunkt einer erhöhten Anfälligkeit beim Übergang vom Jugendlichen- zum Erwachsenen-Gesundheits- und Bildungssystem verloren gehen.

Bisher wurden nur wenige Untersuchungen zum Übergang von Jugendlichen mit ASS zu Erwachsenenbetreuungsdiensten durchgeführt. Konsensrichtlinien für Übergänge für junge Erwachsene mit besonderen Gesundheitsbedürfnissen liegen seit dem letzten Jahrzehnt zwar vor. Es fehlen jedoch klare Wege, um Menschen mit ASS einen besseren Übergang ins Erwachsenenalter zu ermöglichen. Darüber hinaus erfordert ein erfolgreicher Übergang Anpassungsfähigkeiten, die erlernt und für die Verwendung für die Lebensentwicklung hinweg angepasst werden können.

Der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen ist allerdings nicht der einzige Faktor, welchen es zu berücksichtigen gibt. Das ganze Leben ist voller Veränderungen und Übergänge: Beziehungen zu anderen Erwachsenen, Partnerschaften, Freundschaften, Elternschaft, Arbeit, Tod eines Elternteils). Sowohl bei Personen mit ASS als auch bei Fachleuten werden Forderungen laut, auch das lebenslange Funktionieren und die Anpassungsfähigkeit zu berücksichtigen. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen mit ASS eine weniger gute Betreuung auf dem Weg ins Erwachsenenalter erhalten werden, als es bei anderen Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen im Gesundheitswesen der Fall ist, relativ gross. Kommt auch noch hinzu das junge Menschen mit ASS in Familien einer ethnischen Minderheit oder bei erzieherisch unfähigen Eltern aufwachsen, sieht es für die Betroffenen sehr düster aus.

Ältere Erwachsene

Über die geistige und körperliche Gesundheit älterer Erwachsener mit ASS ist besonders wenig bekannt. Bei einer zunehmenden Anzahl älterer Erwachsener wird jedoch vermehrt ASS diagnostiziert. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten auf die Bestimmung der geistigen und körperlichen Gesundheit älterer Erwachsener mit ASS, einschliesslich Demenz, ausgerichtet sein. Die Entwicklung altersgerechter Behandlungsoptionen und die Berücksichtigung sozialer Aspekte sind Faktoren, welche besonders gut angeschaut werden müssen. Zum Beispiel kann der Tod eines Elternteils, eines Partners oder eines älteren Geschwisters, welches sich um einen älteren Erwachsenen mit ASS gekümmert hat, besonders nachteilig auf dessen geistige Gesundheit und Fähigkeit auswirke.

Es gibt erste Hinweise auf eine erhöhte Parkinson-Rate bei Erwachsenen (≥49 Jahre) mit ASS. Obwohl die Ergebnisse einiger Studien noch nicht bestätigt sind, haben sie signifikante Auswirkungen sowohl auf das Verständnis der Neurobiologie von ASS als auch auf die Entwicklung altersspezifischer Gesundheitsdienste für Erwachsene mit ASS. Darüber hinaus gibt es weitere Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von früh einsetzenden, altersbedingten Krankheiten. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die Gesundheit älterer Erwachsener mit ASS und eine mögliche genetische Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten, zu bestimmen.

Gehirnentwicklung über die gesamte Lebensdauer von ASS

ASS ist eine lebenslange neurologische Entwicklungsstörung. Studien zur Bildgebung des Gehirns bieten die Möglichkeit, die Entwicklung des Gehirns und die damit verbundenen Verhaltensstörungen über die gesamte Lebensspanne von Menschen mit ASS besser zu verstehen, was zur Entwicklung altersgerechter Behandlungen beitragen kann. Beispielsweise gibt es in Längsrichtung häufige Hinweise auf abnormale, altersbedingte Veränderungen der Gehirnanatomie von Personen mit ASS im Vergleich zu typischen sich entwickelnden Personen, insbesondere in frontotemporalen und striatalen Regionen in der frühen Kindheit und im Jugendalter.

Darüber hinaus gibt es in einer Reihe von Bereichen, die mit ASS-Symptomen assoziiert sind, in zunehmendem Masse Hinweise auf regionenspezifische und altersbedingte Veränderungen der Gehirnstruktur von Menschen mit ASS von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter (Kleinhirn, Amygdala und Striatum).

Bisher gibt es nur eine begrenzte MRI-Untersuchung der funktionellen Hirnreifung bei Menschen mit ASS. Es gibt jedoch MRI-Belege dafür, dass Gehirnnetzwerke mit anhaltender Aufmerksamkeit bei Menschen mit ASS abnormal aktiviert werden und dass dies ausserdem mit einer abnormalen funktionellen Gehirnreifung von frontostriatal-zerebellären Aufmerksamkeitsnetzwerken zwischen der späten Kindheit und dem Erwachsenenalter zusammenhängt. Eine abnormale Aktivierung und Reifung von Aufmerksamkeitsnetzwerken kann zu Aufmerksamkeitsstörungen während der gesamten Lebensdauer und den damit verbundenen Auswirkungen wie dem Verlust von Einkommen, Job oder Bildung beitragen. Bisher gibt es jedoch nur begrenzte Längsschnittuntersuchungen zur Hirnreifung bei Menschen mit ASS.

Zukünftige Entwicklungsuntersuchungen sind erforderlich, um ein besseres Verständnis des Gehirns, der Kognition und des Verhaltens von Menschen mit ASS über die gesamte Lebensspanne hinweg zu ermöglichen, Biomarker zu identifizieren und wirksame altersgerechte, personalisierte Behandlungen zu entwickeln.

Neurochemie

Es gibt Hinweise darauf, dass ASS-Erwachsene Unterschiede in der Gehirnchemie aufweisen, was sowohl zu ASS-Symptomen als auch zu einem unterschiedlichen Ansprechen auf die Behandlung führen kann. Drei Neurotransmittersysteme werden derzeit untersucht: Gamma-Aminobuttersäure (GABA), Glutamin und Serotonin. Kurz gesagt, spielt GABA eine zentrale Rolle sowohl bei der Entwicklung von Neuronen als auch bei der Hemmung der Neurotransmission.

Entscheidend ist, dass der Serotoninspiegel vermutlich veränderbar ist und somit Möglichkeiten für die zukünftige Entwicklung einer Behandlung bietet. Beispielsweise ergab eine fMRI-Untersuchung der neuronalen Verarbeitung von Gesichtsgefühlen, dass die Modulation des Serotoninspiegels das Gehirnaktivierungsmuster von ASS-Erwachsenen in sozialen Hirnregionen auf das einer typischen Entwicklung normalisierte. In ähnlicher Weise fanden MRI-Studien zur Serotoninmodulation bei Impulsivitäts- und Hemmungsaufgaben eine Normalisierung der Hirnaktivierung von ASD-Erwachsenen in wichtigen Hirnhemmungsregionen statt. Positronenemissionstomographiestudien haben Auffälligkeiten sowohl bei der Serotonin- als auch bei der Dopamintransporterbindung bei Erwachsenen mit ASS aufgezeigt.

Zusätzlich zu seiner bekannteren hormonellen Rolle bei der Erleichterung von Uteruskontraktionen und dem Milchabbau wirkt Oxytocin auch als Neuromodulator und wird als an der sozialen Kognition beteiligt angesehen. Obwohl die Ergebnisse früher Oxytocin-Studien uneinheitlich sind, gibt es erste Hinweise darauf, dass intransale Dosen von Oxytocin bei Erwachsenen mit ASS mit einer verbesserten Empathie und einem geringeren Wiederholungsverhalten einhergehen.

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