Per Zufall habe ich den Filmbeitrag über einen Asperger-Autisten gesehen. Obschon er sein Leben alleine bewältigen kann, ist er doch etwas stärker betroffen als ich selber. Solche Filme geben mir immer Mut. Wenn ich sehe wie Andere damit umgehen, rückt man sein eigenes Sein gerne zurecht.
Wie ist es, mit dem Asperger-Syndrom zu leben? Jordan Kamnitzer versucht, diese Frage in «Perfectly Normal», dem Op-Doc der New York Times zu beantworten. Regie führt Joris Debeij, der die Erfahrungen und Ideen von Kamnitzer mit eindrucksvoller Kameraführung und Bearbeitung einfängt und uns einen schönen, aber herausfordernden Einblick in eine andere Art des Seins gibt.
In einem verwandten Aufsatz beschreibt es der Schriftsteller Eli Gottlieb als «eine seltene, filmische Erfahrung der sensorischen Überladung von Autismus»…, während Jordan, der Hauptdarsteller des Films, über seinen eigenen Zustand spricht. Die Musik ist schnell, die Sprungschnitte sind es ebenso. In diesem Moment der Unsicherheit verspürt der Betrachter ein flüchtiges Gefühl dafür, wie es sein könnte, in einem Zustand permanenter, neuronaler Flut zu leben.
Gottlieb wuchs mit einem stark autistischen älteren Bruder auf, fand aber auch nach 40 Jahren seinen emotionalen und kognitiven Prozess grundlegend mysteriös. Die Undurchdringlichkeit des Autismus mit seinen scheinbar endlosen Varianten und seiner essentiellen «Andersartigkeit» ist sein Markenzeichen. All dies macht Jordans Zeugnis noch faszinierender.
Dieser Filmbeitrag ist in englischer Sprache. Aber auch ohne Englischkenntnisse ist dieser Film sehenswert.