Im Internet und auch in der Wissenschaft schwirren viele sehr unterschiedliche Vorstellungen und Definitionen von Autismus herum. Es geistern viele Mythen, Irrtümern und Vorurteile umher. Was Autismus nicht ist:

Autismus ist keine Krankheit

Autismus ist eine genetisch bedingte Wesensart.

Autismus ist nicht psychisch bedingt

Autistische Menschen sind einfach so. Man vermutet, dass das Gehirn von Autisten gegenüber nicht-Autist*innen eine ungewöhnliche neurologische «Verdrahtung» haben, was zu einer anderen Art der Wahrnehmungsverarbeitung führt.

Nicht alle Menschen im Autismus-Spektrum sind gleich

Nicht-autistische Menschen sind unterschiedlich und individuell. Autismus ist eine breites Spektrum unterschiedlicher Fähigkeiten, Lebensweisen, Weltanschauungen. Autisten sind oftmals individueller als nicht-Autisten, da sie keiner sozialen Anpassung folgen.

Mütter oder Eltern haben keine Schuld an Autismus

Die Theorie, dass Autismus durch emotionslose und kalte Mütter verursacht wird, entstand in den 50er Jahren. Heute weiss man: Autismus ist genetisch bedingt und kann auch vererbt werden.

Autismus ist nicht so selten als man denkt

Neuere Studien rechnen mit mehr als einem Prozent der Menschen mit einem Autismus-Spektrum. Einige Spezialisten gehen von bis zu zwei Prozent aus.

Autismus betrifft nicht nur Kinder

Autistische Kinder lösen sich nicht in Luft auf, wenn sie 18 werden. Aus autistischen Kindern werden autistische Erwachsene. Autismus bedeutet: Lebenslänglich.

Die Persönlichkeit wird nicht verändert

EiN Autist ist wie er ist. Die Persönlichkeit wird nicht verändert.

Autismus ist nicht heilbar

Autismus ist nicht heilbar. Autist*innen bleiben ihr gesamtes Leben lang Autist*innen.

Autismus-Spektrum ist nichts schlechtes

Oftmals wird Autismus-Spektrum oder Autismus generell als etwas schlechtes vetrachtet.

Menschen im Autismus-Spektrum tun sich in der Gesellschaft schwer, Dennoch möchten Autisten ihre Wesensart nicht missen. Das liegt wohl daran, dass sie ihr ganzes Leben autistisch waren und sich daran gewöhnt haben.

Autismus ist kein neues Phänomen

Autismus gab es vermutlich schon immer, aber früher wurden Menschen nicht in psychiatrische Kategorien eingeteilt. Die erste detaillierte Beschreibung eines Kindes, dass wir heute als autistisch bezeichnen würden, wurde 1799 von Jean Itard geschrieben. Autismus-Spektrum wurde erst in den 1990er-Jahren bekannt.

Autismus sieht man den betroffenen Personen nicht an

Autistische Menschen sehen aus wie Du und Ich. Wenn man einem Menschen mit Asperger-Syndrom begegnet erkennt man den Autismus äusserlich nicht. Sogar das Verhalten ist oftmals ganz Normal. Vor allem bei Erwachsenen kann das Erkennen von Autismus manchmal nur durch Fachpersonen korrekt erkannt werden.

Autismus ist keine geistige Behinderung

Es gibt sehr intelligente Autist*innen. Autist*innen sind im Durchschnitt zur restlichen Bevölkerung im Minimum durchschnittlich Intelligent bis hin zu sehr Intelligent.

Hochbegabung hat mit Autismus nichts zu tun

Die Intelligenz im Autismus-Spektrum wird etwas höher eingeschätzt gegenüber nicht-autistischen Menschen. Einige Autist*innen lernen sehr schnell, andere brauchen dafür mehr Zeit. Betroffene haben ihre individuellen Begabungen und Schwächen. Vergleicht man Autist*innen und nicht-Autist*innen im Bereich Hochbegabung, stellt man keine signifikanten Unterschiede fest.

Autismus bedeutet keine Ablehnung von sozialem Miteinander

Viele autistische Menschen haben gerne Kontakt zu anderen Menschen, wissen aber manchmal nicht, wie eine Kontaktaufnahme aussehen könnte. Sie tun sich schwer damit. Es gibt aber durchaus auch autistische Menschen, die soziale Kontakt zu anderen Menschen ablehnen.

Autismus bedeutet nicht, dass Kinder keine Schule besuchen können

Autistische Menschen lernen wie alle anderen Menschen auch. Da sie aber meistens anders lernen und die Schulen nur auf nicht-autistische Menschen ausgerichtet sind, können sie ihre Möglichkeiten vielfach nur ungenügend ausschöpfen. Autist*innen brauchen für sie angepasste Lernumgebung. In der Regelschule ist das aber meistens nicht möglich, da man sich dort für die grosse Masse ausrichtet. Mangels Alternativen gehen die meisten Kinder und Jugendlichen im Autismus-Spektrum dennoch in die Regelschule. Dort fallen sie aber meistens als unangepasst auf.

Autismus bedeutet nicht, kein selbständiges Leben zu fürhen

Manche Menschen im Autismus-Spektrum brauchen viel Unterstützung, andere leben ohne fremde Unterstützung. Da Autisten unterschiedliche Ausprägungen haben, sind sie auch unterschiedlich Selbstständig. Autist*innen im Erwachsenenalter leben oftmals ohne Unterstützung, obschon sie manchmal froh darüber wären. Das hat damit zu tun, dass ältere Autist*innen oftmals nichts von ihrem Autismus wissen. Menschen welche im Kindesalter eine Diagnose erhalten haben, können hingegen von Unterstützung profitieren.

Autismus bedeutet nicht, keine Gefühle zu haben

Autistische Menschen haben Gefühle für andere Menschen, auch wenn man ihnen diese Gefühle nicht unbedingt anmerkt. Es gibt auch Menschen im Autismus-Spektrum, die zufriedene Freundschaften, Partnerschaften und Familien haben – so richtig mit Gefühl. Das hängt aber ganz stark vom Verständnis der nicht-Autisten ab.

Autismus bedeutet nicht, keine Fantasie zu haben

Im Gegenteil. Autisten sind oftmals sehr kreative Menschen, das sie verschiedenste Dinge gerne anders anpacken als Nicht-Autisten.

Nicht alle Menschen im Autismus-Spektrum denken in Bildern

Während einige Personen im Autismus-Spektrum sehr stark visuell denken (viele autistische Künstler*innen, aber auch Ingenieur*innen tun dies), gibt es andere, die das nicht tun. Es gibt auch Autist*innen, welche akustisch orientiert sind.

Nicht alle Menschen im Autismus-Spektrum mögen Zahlen und Mathematik

Es gibt autistische Menschen, die grosse Mathematiker sind (Richard Borcherds, Professor an der Unversität Berkeley und Preisträger der Fields-Medaille ist einer von ihnen). Aber es gibt auch viele Menschen im Autismus-Spektrum, die Mathe überhaupt nicht mögen und in der Schule grosse Schwierigkeiten damit haben.

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